Evaluierung bestehender Schulmodelle (ESM)

Projektbeschreibung

Das Projekt beruht auf einem Evaluationsauftrag, der im Regierungsprogramm 2005 verankert ist. Er sieht für die Legislaturperiode 2005 eine „Evaluierung bestehender Schulmodelle“ vor. Die entsprechende Passage lautet:

Evaluierung bestehender Schulmodelle wie der Hauptschule im ländlichen Raum sowie von Schulversuchen wie Kooperative Mittelschule, Bildungscluster und Schulverbund, Überprüfung der Anwendbarkeit in den verschiedenen Regionen“

Die Umsetzung dieses Auftrags erfolgte in zwei Zugängen:

(A) Erstellung von Expertisen auf Basis bestehender Daten bzw. durch Zusatzauswertungen aus bestehenden Datensätzen. Auf diesem Wege sollen Fragen zu folgenden Themen geklärt werden:

(1) Leistungsvergleiche über die verschiedenen Schulmodelle der Sekundarstufe I (unter Einschluss von Regelhauptschule und AHS-Unterstufe) unter möglichst umfassender Berücksichtigung der Zusammensetzung der Schülerschaft und sonstiger input-Merkmale sowie von regionalen und sozioökonomischen Gesichtspunkten, um „faire Vergleiche“ durchzuführen.

(2) Vergleiche von nicht-kognitiven Prozess- und output-Merkmalen (Befinden, Klima; Vermittlung von Einstellungen und gesellschaftlichen Haltungen, Schlüsselqualifikationen) unter möglichst umfassender Berücksichtigung der Zusammensetzung der Schülerschaft und sonstiger input-Merkmale sowie von regionalen und sozioökonomischen Gesichtspunkten, um „faire Vergleiche“ zu erreichen.

(3) Unterrichtsvergleiche über die verschiedenen Schulmodelle der Sekundarstufe I. Hier geht es primär um die Unterschiede in der Art und Weise des Unterrichtens zwischen den verschiedenen Schulmodellen, um die in einzelnen Schulmodellen entwickelten Innovationen und Weiterentwicklungen des Unterrichts.

(4) Funktion und Wirkung der äußeren Differenzierung unter verschiedenen regionalen Bedingungen sowie unter der Bedingung unterschiedlich zusammengesetzter Schülerschaften. Im Zentrum steht hier die Frage nach der Förderwirkung äußerer bzw. innerer Differenzierung.

(5) Berufsvorbereitung, Chancengerechtigkeit und Einmündung in anschließende Schul- Bildungs- und Berufslaufbahnen in den verschiedenen Schulmodellen und unter unterschiedlichen regionalen Bedingen.

(6) Wahlgründe, Zufriedenheit, Einstellungen der Eltern sowie ihre Leistungen (Zuarbeit, Nachhilfe etc.) für die Schule bzw. den Schulerfolg ihrer Kinder; Leistungen der Schulen für die Bedürfnisse der Eltern.

Für die Durchführung dieser Expertisen sind keine eigenen Datenerhebungen vorgesehen, sondern allenfalls Zusatzauswertungen aus schon bestehenden Datensätzen.

(B) Durchführung von Evaluierungen an Schulmodellen, zu denen bis jetzt wenig Daten und Untersuchungen vorliegen

Zu zentralen Merkmalen einzelner Schulmodelle, insbesondere zur KMS, liegen nur vereinzelt wissenschaftlich fundierte Erfahrungsberichte vor. Hier erscheint es zusätzlich zur Auswertung bestehender Berichte notwendig, an ausgewählten Schulstandorten Peer-Evaluationen durchzuführen, in denen die Erreichung der Ziele überprüft und dokumentiert wird. Vorgesehen ist die Durchführung von 3 Peer-Evaluationen an KMS-Standorten. Peer-Evaluationen eignen sich besonders zur Evaluierung der inneren Prozesse in einer Organisation sowie zur Überprüfung der Zielerreichung. Die Durchführung erfolgt durch ein Evaluationsteam, in dem auch Lehrpersonen für den betreffenden Schultyp als Experten vertreten sind.

Methodische Zugänge:

(A) Expertisen

Für die Durchführung der Expertisen erfolgt durch Bildungsforscher/innen, deren Aufgabe die systematische Auswertung von bereits vorliegenden Ergebnisse der Forschung sowie die Durchführung von Sekundäranalysen an bestehenden Datensätzen ist. Dazu müssen insbesondere Aufbereitungen der Datensätze aus PISA 2000, 2003 und soweit möglich PISA 2006 bzw. weiterer Datensätze erfolgen. Neben veröffentlichter Literatur werden auch akademische Qualifikationsarbeiten und graue Literatur herangezogen.

(B) Peer Reviews

Bei einer Peer-Evaluation handelt es sich um ein Verfahren, das in 4-5 Schritten abläuft. Dabei erstellt die betreffende Schule auf Basis der vorgegebenen Ziele und Kriterien einen Selbstevaluationsbericht, der vom Evaluations-Team im Rahmen eines Vor-Ort-Besuchs überprüft und verifiziert wird. Auf dieser Basis wird dann ein Abschlussbericht zu den untersuchten Fragestellungen erstellt.
Besondere Sorgfalt ist auf die Zusammensetzung des Evaluationsteams zu legen. Die Teilnehmer/innen müssen über gute Kenntnis des untersuchten Bereichs und ausreichend Erfahrung verfügen, sodass sie von ihrer Kompetenz her den Status von Insidern haben. Daher werden auch Lehrpersonen mit entsprechender Erfahrung in das Evaluationsteam aufgenommen.

Finanzierung:

Bundesministerium für Unterricht und Kunst.

Projektablauf und Veröffentlichungen:

Das Projekt wurde in der geplanten Form in den Jahren 2007 – 2009 durchgeführt. Aufgrund der geänderten politischen Situation trat der ursprüngliche Evaluationszweck – die Findung von Entscheidungsgrundlagen für die Weiterentwicklung des Schulsystems – in den Hintergrund, weil entsprechende politische Entscheidungen bereits früher getroffen wurden. Die im Rahmen des Projekts erstellten Expertisen wurden veröffentlicht in

Eder, F. & Hörl, G. (Hrsg.). (2008). Gerechtigkeit und Effizienz im Bildungswesen.: Unterricht, Schulentwicklung und LehrerInnenbildung als professionelle Handlungsfelder. Österreichische Beiträge zur Bildungsforschung, Band 6. Wien: LIT.

http://www.lit-verlag.de/isbn/3-8258-1653-7

Die Ergebnisse der Peer-Reviews an den Kooperativen Mittelschulen wurden auf Wunsch des Auftraggebers nicht in die Veröffentlichung einbezogen, weil es sich um ein auslaufendes Schulmodell handelt.

Eine kurze Zusammenfassung des Projekts ist unter ESM-Zusammenfassung zugänglich, der gesamte Abschlussbericht des Projekts unter ESM-Endbericht.